Schöneberger war Eckart Krebber von Geburt an – darauf legte er Wert. Bei aller Bodenständigkeit öffnete ihm jedoch das Studium Anglistik/Romanistik an der FU in den 50er Jahren den Blick und das Verständnis für Kultur und Zivilisation der Nachbarländer. Insbesondere die angelsächsische Welt mit ihrer imperialen Vergangenheit und vor allem ihrem pragmatischen Lebensgefühl des common sense formte ihn früh und nachhaltig durch seinen einjährigen Studienaufenthalt an der London University – zu der Zeit durchaus nicht der Normalfall.

Neben Schöneberger Bürgersinn und angelsächsischer Weltoffenheit prägte Eckart Krebber und seine ganze Familie die Musik, und da besonders die Kirchenmusik mit Bach im Zentrum, entstammte er doch einem christlich-protestantischen Haushalt, dessen Maximen er ein Leben lang treu blieb. Verlässlich auch da hatte er 50 Jahre lang von 1960 bis 2010 das sonntägliche Orgelamt in der Schöneberger Silasgemeinde inne. Seine von ihm organisierten jährlichen Adventskonzerte mit herausragenden Instrumentalisten und Chören waren fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit in dieser Gemeinde.

Bis 1990 war Eckart Krebber stellvertretender Schulleiter der Sophie-Scholl-Schule und damit auch Stundenplanmacher – lange Zeit noch ohne digitale Hilfsmittel, nur mit Bleistift und Radiergummi auf großen Bögen. Es war dies eine Arbeit, die ganz außerordentlichen Fleiß, gepaart mit Geduld, erforderte – auch Einfühlungsvermögen, um allen Wünschen der Kollegenschaft gerecht zu werden. Er kam ihr mit Gelassenheit nach, aber auch mit Festigkeit und immer mit Verständnis für junge Mütter unter den Kolleginnen, hatte er doch selbst drei Kinder. Bewundernswert auch - und wohl sein besonderes Verdienst -war seine Fairness gegenüber allen Kolleginnen und Kollegen. Für Eckart Krebber waren sie alle auf das Grundgesetz verpflichtet Landesbeamte, mündige Bürger. Er behandelte alle gleich ohne Ansehen der Person und ihrer politischen Einstellung.

Diese Einstellung bewahrte Eckart Krebber auch, als er 1990 zum Bezirkschulrat in Schöneberg ernannt wurde, und das machte ihn zu einem äußerst beliebten Aufsichtsbeamten. Man sah in gerne kommen und nicht, wie gewöhnlich, gern wieder gehen; all dies in bezirkspolitisch schwieriger und auch persönlich durch den frühen plötzlichen Tod seiner Frau in sehr schmerzlicher Zeit.

Nach der langen Ära Segeletz war es geradezu schlüssig, dass Eckart Krebber ihm 1994 nachfolgte, auch wenn es auf Grund der Altersgrenze nur ein Interregnum von fünf Jahren sein konnte. Auch in dieser durchaus bewegten Zeit leitete Eckart Krebber die Schule mit ruhiger Hand. „The more you put in to it, the more you get out of it”: Mit diesem Satz pflegte er die Abiturienten zu verabschieden. Übertreibungen liebte er nicht. Er ließ die Kirche im Dorf.

Als Höhepunkte waren gleichwohl das 20jährige Schuljubiläum der Sophie-Scholl-Schule als Gesamtschule zu nennen, aber auch die neu gewonnene Freundschaft zu der ehemaligen ukrainischen Kinderzwangsarbeiterin Maria Derewjanko, die am Bau des Bunkers mitarbeiten musste und der Besuch in Lwiw(Lemberg), dessen Teilnahme Eckart Krebber sich nicht nehmen ließ. Weiterhin fielen unter seine Ägide die Neugestaltung des Schulhofs und last but not least die Planung und Organisation zur Umgestaltung der Sophie-Scholl-Schule als Staatliche Europaschule mit Partnersprache Französisch zu Beginn des Schuljahres 1999/2000. Zu diesem Zeitpunkt allerdings war Eckart Krebber schon in den Ruhestand verabschiedet worden und feierte dies mit einer Schifffahrtstour auf dem Wannsee für das ganze Kollegium, eine noble Geste und ein heiteres Fest.

Wenn ich nun ganz persönlich an Herrn Krebber denke – und er war immer Herr Krebber für uns – so habe ich in meinen 18 Schuljahren mit ihm nie den Autorität heischenden Vorgesetzten, sondern immer den kooperativen Kollegen erlebt. Unsere London-Kursfahrten – noch zusammen mit der so früh verstorbenen Karla Schröder – waren Highlights für Lehrer und Schüler. Wir lernten dabei manche seiner so liebenswert anglophil-spleenigen Einstellungen kennen, z. B dass man „anständige“ Hemden oder Rasierpinsel nur in gewissen Läden in London kaufen könne.

Die 18 Jahre seines Ruhestands waren zunehmend durch eine heimtückische Krankheit gekennzeichnet, die ihn mehr und mehr einschränkte und ihn letztlich an den Rollstuhl fesselte. Aber auch diese Prüfung bewältigte Eckart Krebber mit christlicher Geduld und Zuversicht. Er war eingebettet in die Liebe und Fürsorge seiner Kinder und Enkel, nahm weiterhin sein Philharmonie-Abonnement wahr und genoss seinen 80. Geburtstag im Kreis seiner Familie und Freunde. Fast jede Woche traf er ehemalige Kolleginnen und Kollegen zum Donnerstag-Lunch. Wir sahen uns zum letzten Mal, als ich ihn zu einem Vortrag in der Deutsch-Englischen Gesellschaft begleitete und danach noch ein Bier mit ihm trank. Das war zehn Tage, bevor er starb.

Eckart Krebber liebte das Leben, aber auch den Tod fürchtete er nicht. Denen, die ihn gekannt haben, wird er in all seinen Facetten als Mensch und Kollege hochgeschätzt und unvergessen bleiben.

Erich Engler 30.12. 2017

      

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