Hoffnung in Zeiten des Krieges
Ein Education-Projekt des Rundfunksinfonieorchesters Berlin und Schülerinnen und Schülern des Profilkurses Musik (11. Jahrgang)
„Die Hoffnung aufgeben ist eine Abkürzung zum Krieg.“
Was bedeutet „Hoffnung in Zeiten des Krieges“? Was ist eigentlich „Hoffnung“ und welchen Stellenwert nimmt sie in meinem Leben ein? Was bedeutet „Krieg“ für mich? Ist es denkbar in Kriegszeiten zu hoffen? Bin ich überhaupt von Krieg betroffen? Sollte ich es sein? Was passiert, wenn wir gegenüber dem Kriegsgeschehen in der Welt abstumpfen? Ist es nicht einfacher, darüber hinwegzusehen, als mich damit auseinanderzusetzen? Was passiert mit Menschen, die die Hoffnung aufgeben? Kann die Spannung zwischen Hoffnung und Krieg musikalisch dargestellt werden und wenn ja, wie?
Diese Fragen stellte sich der Profilkurs Musik 11. Klasse im 1. Halbjahr im Rahmen eines Education-Projekts des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Es waren keine einfachen Fragen, mit denen sich die Jugendlichen beschäftigten.
Ausgangspunkt und Inspiration für diese Auseinandersetzung waren zwei Melodramen, also Musikwerke, in denen der Text im Vordergrund steht und zumeist von einem Sprecher gesprochen wird, die vom RSB aufgeführt wurden. Das eine Werk, „Julius Fucik“ von Luigi Nono aus dem Jahr 1951, wurde erst 2006 uraufgeführt und stellt Teile der „Reportagen unter dem Strang geschrieben“ des tschechischen Widerstandskämpfers Julius Fucik, der 1943 von den Nationalsozialisten ermordet wurde, in den Mittelpunkt. Fucik wusste, dass er zum Tode verurteilt werden würde, dennoch sind seine Texte voller Hoffnung und Zuversicht.
Das zweite Werk, „Ein Überlebender aus Warschau“ von Arnold Schönberg aus dem Jahr 1947, ist weitaus bekannter. Zentral ist in diesem Stück der Bericht eines Überlebenden des Warschauer Ghettos, der den Aufstand der Juden bei der Auflösung des Ghettos beschreibt. Besonders beeindruckend ist dabei der Schlusschor: ein von Männern gesungenes jüdisches Glaubensbekenntnis, das das Stück auf einer kämpferischen, fast triumphierenden Note enden lässt, obwohl der Großteil der Warschauer Juden in den Gaskammern von Auschwitz und Treblinka ermordet wurde.
Neben der Thematik haben die beiden Werke noch eine musikalische Gemeinsamkeit. Sie verwenden die sogenannte, von Schönberg maßgeblich geprägte und entwickelte, „Zwölftontechnik“, bei der alle zwölf Töne einer chromatischen Tonleiter gleichwertig verwendet werden. Diese Technik ermöglichte eine ganz andere Herangehensweise an Musik, als bis dato üblich, weil bis dahin geltende Kompositionsregeln durchbrochen wurden und neue Klänge gefunden werden konnten, die, so auch die Meinung der Schülerinnen und Schüler, die schwierige Thematik besonders eindrucksvoll musikalisch darstellen können.
Ausgehend von den oben genannten Fragen und den Stücken entwickelten die Schülerinnen und Schüler in vielseitigen und manchmal kontroversen Gesprächen mit der Autorin, Psychologin und Synchronregisseurin Dorothee Muschter eigene Aussagen zum Thema „Krieg“ und „Hoffnung“. Unter der musikalischen Anleitung von Ringela Riemke, Cellistin im Rundfunk-Sinfonieorchester, komponierten sie eine eigene Zwölftonreihe, die so angelegt ist, dass sie das Spannungsfeld zwischen „Hoffnung“ und „Krieg“ besonders gut darstellen kann. Zunächst ging es um die Frage, welche Intervalle harmonisch klingen und welche eher dissonant und wie Töne oder Klänge angeordnet werden können, um bestimmte Gefühle auszudrücken. Dabei bekam jede/r Spieler/in nur einen Ton, den sie/er einsetzen konnte. Eine besondere Aufgabe bekam dabei Robert Döhlert, der das Dirigat und die letztendliche Gestaltungsaufgabe übernahm. So ist ein Stück entstanden, das die Gefühle rund um die Themen „Krieg“ und „Hoffnung“ aus Schülersicht auszudrücken versucht. In Teilen war das Stück auch im Radio (Deutschlandradio Kultur) zu hören!
Präsentationen:
19.2.2018 am Kant-Gymnasium
6.3.2018 in der Aula der Sophie-Scholl-Schule
Beitrag von Marianne Grenz